Reden ist Silber, Schweigen ist Gold – Warum es so gut ist manchmal zu Schweigen

Stille bedeutet, dass alles im Gewahrsein erscheinen kann wie es ist, ob es Fantasien sind, Zukunftsplanungen oder sich Sorgen um die Vergangenheit machen, ob es schmerzhaft ist oder angenehm ist oder ein unerwartetes Klarwerden des Geistes.
Toni Packer

Wie ich zum Schweigen kam

Nur wenige Jahre, nachdem ich begonnen habe als Unternehmensberaterin in München zu arbeiten, belegte ich ein Seminar zur Persönlichkeitsentwicklung. Das Seminar dauerte 8 Tage und vier davon sollten wir schweigen. Ich soll schweigen??? Ich konnte ja noch nicht mal 1 Minute die Klappe halten. Privat liebte ich es mit Freunden oder Familie zu reden und im Beruf verdiente ich ja sogar Geld damit. Und nun sollte ich VIER (!) Tage nichts reden?

Ich war geschockt über diesen Seminarteil, war sauer und ziemlich genervt. Ich begriff auch gar nicht so genau, was das bringen sollte. Der erste Tag war dann auch wirklich schwierig. Tag für Tag wurde es leichter. Ich spürte immer mehr, wie gut mir die Stille tat. Und am Ende des 4. Tages, als ich eigentlich wieder reden durfte, wollte ich nicht mehr reden. Ich spürte so viel Ruhe, Entspannung, Zufriedenheit, dass ich gar kein Bedürfnis mehr hatte etwas zu sagen.

Ich hatte den Zauber und die wunderbare Wirkung von Schweigen erfahren.

Heute, über 20 Jahre später brauche ich immer wieder meine Zeiten in denen ich schweige.

Besonders im Herbst, wenn es wichtig wird wieder mehr nach Innen zu gehen und nach meinen vielen Tagungen, habe ich das große Bedürfnis mal für ein paar Tage nicht mehr reden zu müssen.

Dann fahre ich zum Schweigen in einen Yoga-Ashram. Es ist für mich eine wunderbare Möglichkeit den ganz tief sitzenden Stress abzubauen. Ich schweige um wieder mehr in mich reinzurutschen, mich mehr zu spüren und achtsamer zu werden.

Wenn ich schweige, dann werde ich still. Dann tauche ich viel mehr in meine innere Welt ein. Ich höre, was mir meine Seele und mein Körper sagen wollen. Ich lausche meiner inneren Stimme. Miek Pot nennt das in ihrem Buch sehr schön: „In der Stille hörst du dich selbst“. Genau das mache ich dann, ich höre mich selbst.

Anfangs bin ich erstaunt, wie laut meine Gedanken sind und dass sie niemals aufhören, ich bin unentwegt am Denken.

In der Stille des Schweigens kann ich meinen Geist beobachten. Ich kann wahrnehmen was ich alles denke. Ich kann meine Gedanken sortieren und Klarheit schaffen. Mit der Zeit wird dann auch der Geist ruhiger. Die Gedanken werden leiser und ruhiger.

Wenn ich schweige spüre ich wie anstrengend es ist, ständig zu sprechen. Die Energie, die ich normalerweise zum Reden benötige kann ich nun für mich nutzen.

In der Stille des Schweigens nehme ich den Moment viel intensiver wahr. Ich bin mit all meiner Aufmerksamkeit bei dem, was ich gerade tue. Esse ich, dann ist meine ganze Achtsamkeit auf das Essen gerichtet. Dann nehme ich das Kauen deutlich wahr und schmecke das Essen intensiver. In der Natur beginne ich wieder richtig zu sehen, zu hören und zu riechen.

Während ich schweige spüre ich, was ich wirklich brauche, was ich mir wünsche und was mir wichtig ist. Ich finde ich immer mehr zu meiner inneren Mitte.

Und für meine FrauSeele bedeutet Schweigen wahre Erholung.

Schweigen im Alltag

Schweigen in den Alltag zu integrieren ist gar nicht so leicht. Ständig müssen/sollen wir reden und antworten. Und trotzdem gibt es auch im Alltag Möglichkeiten zu Schweigen.

Schweigend essen frauseele-essen-im-schweigenzum Beispiel.

Ich erinnere mich an die Essen mit meinem Großvater. Bei ihm durften wir Kinder nie reden beim Essen. Wir fanden es schlimm. Für ihn als Arzt, der viel reden musste, war es einfach Batterie aufladen am Mittagstisch.

Auch hier im Ashram finde ich es sehr angenehm, dass es einen Raum für die Schweiger gibt… Schweigen beim Essen hilft mir, das Essen und das Kauen ganz neu zu erleben.

Einfach ist es zum Beispiel beim Spazierengehen im Wald zu schweigen, vielleicht wäre das etwas für dich.

Vielleicht hast du Lust mit einer kleinen Schweige-Einheit während des Tages anzufangen. Nimm dir vor mal 1 Stunde zu schweigen. Und dann spüre, wie es dir damit geht. Dann kannst du die Schweige-Einheiten (in Absprache natürlich mit deiner Familie oder Umfeld) erweitern. Und die Steigerung wäre natürlich ein Schweige-Seminar, das vielerorts angeboten wird.

Es würde mich freuen, wenn ich dich auf dieses kleine Abenteuer neugierig gemacht habe. Schreib uns doch mal, wie es dir damit ergangen ist, welche Ideen du zum Schweigen hast und wo du dir Schweigen im Alltag vorstellen kannst. Wir freuen uns drauf. Alles Gute!

seelengruesse-sabine

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