bhramari – wie dich das brummen der biene in den Wechseljahren unterstützen kann

FrauSeele Bhramari wie dich das Brummen der Biene in den Wechseljahren unterstütz

Als ich 2006 das erste Mal in Indien war, traf ich immer wieder Inder, die brummend durch die Straße liefen. Ich wunderte mich sehr und verstand den Sinn nicht. Mir fiel aber auf, wie gelassen, zufrieden und glücklich diese Menschen wirkten.

Erst Jahre später, bei einer Yogalehrer-Weiterbildung, sollte sich das Geheimnis um dieses Brummen lüften.

Bhramari – die Bienen-Atmung

Ich erfuhr, dass es sich bei dem Brummen um eine Atemtechnik aus dem Yoga handelt. Und wenn auch nicht jeder Inder Yoga praktiziert, so wenden sie doch immer wieder Werkzeuge aus dem Yoga in ihrem Alltag an, die von ihren Vorfahren überliefert werden. 

Diese spezielle Brumm-Atmung heißt Bhramari. Bhramari simuliert das Brummen einer Biene (das Wort Bhramara kommt aus dem Sankskrit und bedeutet Biene oder auch bienenartig). 

Bhramari gehört mittlerweile zu einer meiner Lieblings-Atemübungen und ich praktiziere sie regelmäßig. Mir tut diese Atemübung aus dem Yoga sehr gut, weil ich innerhalb kürzester Zeit total zur Ruhe komme. 

Vielleicht kennst du das ja auch, dass deine Gedanken einfach nicht aufhören wollen. Du denkst und denkst und denkst. Macht dich dieses Gedankenkarussell auch manchmal wahnsinnig?

So geht es mir immer wieder mal. Nur wenige Minuten Bhramari helfen mir schon tiefe Entspannung und Klarheit zu finden. Jetzt sagst du vielleicht, dass das auch andere Atemübungen im Yoga bewirken, die volle Yogaatmung oder auch die Wechselatmung. Stimmt, du hast Recht! Allerdings kann Bhramari noch viel mehr.

Bhramari ist vor allem für uns Frauen ab der Lebensmitte DIE Atemübung mit dem größten und vielseitigsten Nutzen. Unter anderem beruhigt sie unseren Geist, mindert Ängste und unterstützt unseren Schlaf-Wach-Rhythmus. Nach Bhramari können wir viel besser und tiefer schlafen. Damit können die Zellreparatur- und -erneuerungs-Prozesse aktiviert werden und der Alterungsprozess wird verlangsamt. 

Ist das nicht toll? 

Bhramari ist also so etwas wie eine entspannende Jungbrunnen-Atmung, die gleichzeitig die Hormone in Balance bringt und uns glücklicher macht.

Warum wirkt Bhramari so wunderbar auf Geist und Psyche?

Die indische Ärztin Dr. Vibha Singh hat in einer Studie die Wirkung von Bhramari genauer untersucht. Durch die Vibration der Großhirnrinde werden Impulse an den Hypothalamus gesendet. Dieser regt nun die Hypophyse und das vegetative Nervensystem (Sympathikus und Parasympathikus) an. Es sind unsere übergeordneten Schaltzentralen, die großen Einfluss auf das vegetative Nervensystem und den gesamten Hormonhaushalt des menschlichen Körpers haben. 

Dr. Singh hat herausgefunden, dass durch die Vibration, die beim Brummen entsteht, jene Bereiche des Gehirns aktiviert werden, die Angst abbauen (Formatio Reticularis) und einen ausgeglichenen Gemütszustand fördern. 

Auch wird die Epiphyse (Zirbeldrüse) im Gehirn massiert und damit aktiviert. Die Zirbeldrüse produziert Melatonin, ein Hormon, das uns müde macht und tief schlafen lässt. Das Schlafhormon drosselt den Stoffwechsel, gleichzeitig wird das Wachstumshormon HGH ausgeschüttet, das die Zellteilung und Zellregeneration ankurbelt. Mehr dazu kannst du in unserem Blog-Beitrag „Schlafprobleme in den Wechseljahren – woran liegt es?“ lesen.

Eine Studie mit schwangeren Frauen beweist die Wirkung von Bhramari

Dr. Vibha Sing führte 1993 in Zusammenarbeit mit der Bihar School of Yoga am Sadar Hospital in Munger (Indien) eine umfangreiche Studie durch. (Studie siehe hier).

Für die Studie wurden 112 Frauen während des ersten Trimesters ihrer Schwangerschaft im Bezirkskrankenhaus in Munger zufällig ausgewählt. 41 Frauen bekamen ihr erstes Baby, 71 Frauen hatten vorher schon eine oder mehrere Geburten erlebt. Alle Frauen wurden vorher einer medizinischen Untersuchung unterzogen, bekamen medizinische Ratschläge und Tipps zur Ernährung. Es wurde ihnen geraten 1 – 2 x täglich 2 – 7 Minuten Bhramari zu praktizieren. Auch während der ersten Wehenphase führten die Frauen 2 – 3 Mal jeweils 10 Minuten Bhramari durch.

Die andere Kontrollgruppe (326 Frauen) erhielt die gleiche medizinische Betreuung, praktizierten jedoch kein Bhramari.

Die Auswertung der Studie brachte folgende Resultate für die „Bhramari-Gruppe‟:

  • Normaler Blutdruck bei allen, gegenüber 25% mit erhöhtem Blutdruck in der Kontrollgruppe (erhöhter Blutdruck ist eine gängige Begleiterscheinung in der Schwangerschaft).
  • Geringere Anzahl von Fehlgeburten (2% im Gegensatz zu 8% bei der Kontrollgruppe ohne Bhramari).
  • Weniger Frühgeburten (2,6 % gegenüber 5%).
  • Die Geburten in der Bhramari-Gruppe dauerten im Durchschnitt nur halb so lang wie in der Kontrollgruppe ohne Bhramari.
  • Keine Anwendung von schmerzstillenden Mitteln bei der Geburt.
  • Bei den Babys der Bhramari-Gruppe war der fetale Stress deutlich reduziert. 
  • Nur ein Fall (1%) von Kaiserschnitt gegenüber 4% in der Kontrollgruppe.
  • Keines der Neugeborenen litt an Sauerstoffmangel (0% gegenüber 12%).
  • Deutlich höheres Durchschnittsgewicht der Neugeborenen (3.325 g gegenüber 2.850 g).

Zusammenfassend konnte festgestellt werden, dass durch weniger Angst und Stress der Mütter in der Bhramari-Gruppe die Hormone deutlich ausgeglichener waren. Eine gesunde Hormonbalance reduziert Geburtskomplikationen und fördert die Geburt von gesunden Kindern.

Und wenn bei werdenden Müttern die Hormone in Balance kommen, dann funktioniert das natürlich genauso in den Wechseljahren!

Wirkung von Bhramari

Schon in der Hatha Yoga Pradipika – einer der Grundlagenwerke im Yoga – kann man folgendes über Bhramari lesen:

„Durch fortgesetztes Üben von dieser Pranayama [Bhramari] entsteht Glückseligkeit im Herz der Yogis‟ 

Laut der alten Yogatexte (z.B. Hatha Yoga Pradipika, Gheranda-Samhita) und weiterer Studien (*) hat Bhramari eine vielseitige Wirkung:

  • Entspannende Wirkung auf das Gehirn und den Geist
  • Lässt dich nach einem stressigen Tag schnell zur Ruhe kommen
  • Hilft mentale Spannung zu beseitigen
  • Wut und Ärger werden gemildert
  • Lindert Ängste
  • Wirkt ausgleichend auf das vegetative Nervensystem
  • Schenkt Freude im Herzen
  • Sorgt für einen ausgeglichenen Hormonhaushalt
  • Hilft den Blutdruck auszugleichen
  • Stärkt das Selbstvertrauen
  • Mindert Heiserkeit und Husten
  • Massiert und durchblutet das gesamte Gewebe
  • Kühlt - Durch leichtes Schwitzen wird die Wärme aus dem Körper freigesetzt
  • Stärkt die Schilddrüse und verbessert den Stoffwechsel
  • Durch die Massage der Zirbeldrüse wird die Ausschüttung von Melatonin gefördert
  • Der Summton macht schläfrig und unterstützt Menschen, die an Schlaflosigkeit leiden
  • Wirkt erleichternd bei Kopfschmerzen und Migräne
  • Unterstützt die Gewebeheilung
  • Vertieft den Atem, fördert das tiefe Ausatmen
  • Verbessert die Konzentrationsfähigkeit und die Gedächtnisleistung
  • Reinigt die Stimmbänder und die Kehle z.B. von Verschleimungen
  • Stärkt die Stimme (In Indien ist Bhramari auch Teil der klassischen Musikerausbildung.)
  • Verbessert die Lungenfunktion
  • Bhramari ist eine gute Vorbereitung auf die Meditation

Sitze bequem und aufrecht im Schneidersitz oder auf einem Stuhl.

Verschließe deine Ohren mit den Daumen, deine restlichen Finger ruhen gespreizt auf deinem Kopf. Sitze ganz aufrecht, deine Schultern und Ellenbogen sind leicht nach hinten geöffnet. Wenn deine Schultern zu sehr verspannen oder schmerzen, kannst du auch die Ohren mit den Zeigefingern verschließen. Die Arme sinken dann entspannt zum Brustkorb. Schließe deine Augen.

Atme tief in die gesamte Lunge ein, atme dann mit geschlossenem Mund aus und brumme in einer hohen Tonlage. Brumme so lange, wie es für dich möglich ist. Atme dann wieder ein und brummend aus. Spüre dabei die Vibration in deinem Kopf und Körper.

Wiederhole dies mindestens neun Mal. Später, wenn du geübt bist, kannst du diese Atmung auch deutlich länger durchführen (bis 30 Minuten).

Anschließend sitze still mit geschlossenen Augen und spüre nach. Spüre die Wirkung der Atmung in deinem Körper.

Du kannst Bhramari mehrmals täglich üben: morgens nach dem Aufwachen um frisch in den Tag zu starten, mittags zur Entspannung vom Alltag, abends vor dem Schlafengehen zur Beruhigung und Verbesserung des Schlafes. Du kannst Bhramari auch im Liegen praktizieren.

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Ist das nicht ein wunderbares Gefühl, einfach nur zu brummen und immer mehr zu entspannen? Und ist es nicht phantastisch, dass wir so viele tolle Werkzeuge aus dem Yoga erhalten, die uns Frauen auch in den Wechseljahren so gut unterstützten können? 

Dafür bin ich sehr dankbar! Wie ging es dir mit dieser Atemtechnik?

Ich wünsche dir viele schöne Bhramari-Minuten und allzeit Glückseligkeit im Herzen!

2 Kommentare
  1. Katja Knothe sagte:

    Liebe Frau Seele,
    ich freue mich über jeden Tipp zur Erleichterung von Wechseljahresbeschwerden.
    Das Brummen gefällt mir und ich hoffe, dass es dauerhaft für ein besseres nächtliches Schlafen hilft. Auch das Video zur Reflexzonenmassage mit dem Igelball finde ich toll. So einen werde ich mir morgen gleich besorgen…
    Allein das Lesen eurer Artikel macht mich schon ein Stück innerlich ruhiger und lässt mich immer wieder zu mir finden und am mich glauben. Vielen lieben Dank dafür und ich freue mich über weitere nützliche Tipps. Liebe Grüße, K.

    Antworten
    • FrauSeele sagte:

      Liebe Katja,
      das freut uns sehr, vielen Dank!

      Wir drücken dir die Daumen, dass sich dein Schlaf weiter mit dem Brummen verbessert!

      Wie schön, dass unsere Artikel dich so gut unterstützen können. Genau das sind und waren unsere Wünsche und Ziele, als wir mit dem Blog FrauSeele begonnen haben!

      Wir grüßen dich ganz herzlich, alles Liebe.

      Bettina und Sabine

      Antworten

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